L E S E R B R I E F

an die Redaktion der Zeitschrift "Der Abschleppunternehmer" mit der Bitte um Veröffentlichung


Unfallserie auf der A3 bei Passau

Die Passauer Presse berichtete, dass am 17.1.2003 (Samstag) ein Abschleppwagen,
der im Dreck versank, eine Unfallserie angeblich ausgelöst hatte. Fünf Verletzte
sind die Bilanz von Auffahrunfällen, die sich wegen eines verkehrsbedingten
Staus am Samstagmittag auf der Autobahn A3 in Richtung Österreich ereignet
hatten.

Es soll sich hier um einen 3,5 to. "Abschleppwagen" handeln. Tatsächlich
handelte es sich hier um einen LKW-Autotransporter (Bergungs-Kfz). Das "kleine"
Bergungs-Kfz mit Frontantrieb und Tandem-Hinterachse mit kleinen Rädern lud
einen PKW auf und rutschte wohl bei der hohen Schneedecke dann selbst in den
Graben und musste in der aufgeweichten Böschung mit einem Kranfahrzeug selbst
geborgen werden.

Hier interessiert sich der Abschleppunternehmer jedoch vor allem über die
Hintergründe und die eigentlichen Unfallursachen und eigentlichen Folgerungen
aus dieser "Story" . Nebensächlich ist hier, wie angeblich 2 to. Nutzlast in die
Fahrzeugpapiere "gelangt" sind, weil sich ja "Passauer Abschleppdienste" ohnehin
seit Jahren alles was mit Gewicht und Verwiegung zu tun hat, erlauben "dürfen" ?

Hier sei in Erinnerung gerufen, wie geprüfte VBA-Fachbetriebe 7,49 to.
Spezial-Bergungs-Kfz mit Ladekran, Schiebeplateau und Heckbrille in den Papieren
über 2,5 und 2,8 to. Nutzlast "zauberten" und der VBA nicht gewusst haben will,
dass dies in Wirklichkeit gar nicht möglich ist, dass z.B. nur ca. 800 kg
Nutzlast tatsächlich richtig-verwogen möglich gewesen wären, bzw. dass solch ein
Bergungs-Kfz schon "leer" überladen - mehr als 7,49 to. - tatsächlich wiegt.

Hier sei ja in Erinnerung gerufen, dass die Preis- und Strukturfrage des VBA
seit Jahren schon wiederholt behauptet, dass 7,49 to. Spezial-Bergungs-Kfz mehr
als 2,79 to. Nutzlast haben. Selbst 2002 wurde diese "Dreistigkeit" noch
wiederholt.

Das kleine Bergungs-Kfz hatte wohl keine grobstolligen Winterreifen auf der
Antriebs-Vorderachse. Das Hinterachs-Tandem-Aggregat war ebenfalls nicht mit
grobstolligen Winterreifen bestückt. Durch die breiten, kleinen fast profil -
losen vier Hinterräder ist bei Schneedecke m.E. keine Fahrsicherheit überhaupt
möglich. Fast wie ein "Bremsschlitten" wird das Hinterachs-Tandem-Aggregat von
den überforderten Vorderradantrieb versucht nachzuziehen ?(z.B. bei Schneehöhen
über 40 cm)

Wenn dazu der aufgeladene PKW nicht richtig aufgeladen wird, z.B. ein
Frontantrieb-Pkw mit dem Heck, so dass der Schwerpunkt hinter der
Tandem-Hinterachse liegt und die angetriebenen Vorderräder auch noch entlastet
werden, ist eine absolute Fahruntüchtigkeit vorhersehbar.
Aber der TÜV prüft ja nicht, wie sich das Fahrverhalten im tiefen Schnee bis hin
zur Fahruntüchtigkeit auswirkt.
Aber auch, wenn der aufgeladene PKW "normal", d.h. nach vorne aufgeladen wird,
und der aufgeladene Unfall-Pkw mit voll-beladenen Kofferraum belastet ist, tritt
der gleiche Effekt ein.
Schon im Normalzustand ist bei diesem Fahrzeugtyp mit einem PKW beladen auf eine
exakte Schwerpunktlage zu achten. Selbst regulär und richtig beladen, wird das
Fahrverhalten so eines Frontantriebs-Bergungs-Kfz (Autotransporter) unsicher.
Im Leerzustand, wenn kein PKW aufgeladen ist, zieht der Frontantrieb perfekt.

Ist dann die Hinterachse korrekt ausgelastet, was durch ca. 1500 kg sehr, sehr
schnell erreicht ist, reicht auf loser Schneedecke die Lenkfähigkeit kaum noch
aus. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass dieses kleine Bergungs-Kfz
beladen nach wenigen Metern schon im Graben lag.

Diese Frontantriebs-Bergungs-Kfz sollte deshalb m.E. keinesfalls bei
winterlichen Straßenverhältnissen mit viel Schneefall eingesetzt werden. Schon
gar nicht ohne grobstollige Winterreifen an der Vorder-Antriebsachse und an dem
Tandem-Hinterachsaggregat.
Einen leichten "Smart" oder 1000 kg Kleinwagen mit richtigen Schwerpunkt
verladen, ist vielleicht auf winterlichen Straßen (ohne große Steigung) gerade
noch zu empfehlen. Ich kenne Abschleppunternehmer, die bei schneebedeckter
Fahrbahn diese kleinen Frontantriebs-Bergungs-Kfz "geschützt" in der
Halle "einwintern" .

Jeder, der einen Frontantriebs-Pkw mit voll-beladenen Kofferraum im Winter schon
einmal steil, bergauf zu fahren versuchte, kennt dieses "unmögliche"
Fahrverhalten.
Hier sei deshalb daran erinnert, dass der Hersteller dieser kleinen Bergungs-Kfz
zwar erstaunlich hohe Nutzlasten in die Papiere eintragen lässt, sich jedoch die
konzeptionsbedingte Frontantriebsschwäche bei voller Beladung - und die ist beim
Aufladen von PKW ja wirklich immer gegeben, nicht ausschalten kann.

Dieter Pramschüfer info@iga-verein.de
 

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