L E S E R B R I E F

an die Redaktion der Zeitschrift "Der Abschleppunternehmer" mit der Bitte um Veröffentlichung

ADAC - Schildbürger

In der Verbandszeitschrift September 1988 war ein Leserbrief eines Verbandsmitgliedes abgedruckt, der von seiner Aktualität nichts verloren hat.

Originalabschrift:
Schildbürger ... ?
Nachdem ich jahrelang für den ADAC als Straßendienst tätig war, habe ich meinen Straßendienst-Vertrag gekündigt.
Es war mir einfach nicht mehr möglich, weiterhin Verluste einzufahren. Denn wer mir vorrechnet, daß bei einem Pauschalpreis von 76,50 DM pro Abschleppung in der Stadt und im 24-Stundendienst für den Unternehmer noch etwas übrig bleibt, der ist ein Rechenkünstler. Und doch bin ich immerhin fast 3 Jahre für diesen Preis gefahren!
Auch bei Leerfahrten ist der ADAC sehr schnell dabei, Zahlungen erfolgen jedoch erst nach 3 Monaten oder später.
Nachdem ich beim ADAC um eine vernünftige Preisgestaltung und kostendeckende Anhebung des Pauschalpreises gebeten habe, bot man mir großzügigerweise 1,10 DM mehr, also insgesamt 77,60 DM brutto, mit der Begründung, daß ich bereits weitaus höhere Abschleppvergütungen erhalte, als manch andere Straßendienst. Wer aber sogar für noch weniger Geld fährt, der fährt auch bald in den Bankrott!
Verhandlungen würden mit dem ADAC geführt, den Pauschalpreis auf 100,- DM zu erhöhen, versprach Herr Berner von der Interessengemeinschaft bei einer Versammlung in Breitscheidt. Diese Erhöhung wird wohl noch Jahre auf sich warten lassen - wenn sie denn überhaupt kommt. Herr Schulte-Oeing von der Gebietsleitung-West gab mir zu verstehen, daß schon 80,- DM für eine Abschleppung überhaupt nicht zu realisieren seinen.
Was hat uns die Interessengemeinschaft der ADAC-Straßendienste seit ihrem Bestehen gebraucht ?
Bis jetzt nur Kosten....!
Meine Meinung ist, daß die Interessengemeinschaft ins Leben gerufen worden ist, um die Straßendienste zu beruhigen und bei der Stange zu halten.
Die Kollegen, die immer noch meinen: " Hauptsache, das ADAC-Schild vor der Tür ! " sollten sich mal ausrechnen, ob sie von diesem Schild überhaupt leben können....
Horst Ulrich, Dortmund   (Ende Originalzitat)

Dieser ADAC-Abschleppdienst hatte vermutlich das Problem, daß die Polizei vor Ort damals nicht die ADAC-Kundenwunschfrage bei jedem Unfallbeteiligten gestellt hatte und somit möglicherweise keine ausreichende Anzahl von sog. " freien " Fällen, bei denen statt nur 76,50 DM die x-fachen Rechnungsbeträge den somit selbstzahlenden Kunden auferlegt werden konnte.
Siehe dazu die ADAC-Vertragspartnerrechnung über 1.000,- DM Abschleppkosten.
Vielleicht hatte dieser Abschleppunternehmer aus Dortmund damals aber auch nur Skrupel, hier ebenso bei der Nicht-Eintrittsverpflichtung des ADAC-Konzerns die abgeschleppten freien Kunden so gewaltig abzuzocken ? Der Tenor dieses Leserbriefes läßt darauf schließen ?

Nun hat aber der ADAC-Konzern begonnen, sich in ADAC-Vertragsabschleppdienste zu 51 % oder 100 % einzukaufen und diese Betriebe zu übernehmen. Hier ist möglicherweise nicht nur der Hintergrund vorhanden, diese ADAC-Vertragsbetriebe mit frischem Kapital zu stärken, sondern dies könnte auch der Startschuß bedeuten, daß der ADAC-Konzern wie der ÖAMTC in Österreich langfristig eine neue Richtung plant. Nicht mehr mit " wackligen " Vertragspartnern, sondern künftig mit eigenen Niederlassungen - ähnlich wie die Kfz-Hersteller im Werkstatt- und Verkauf von Neu-Fahrzeugen ?

Bekommt dann der ADAC-Konzern wie der ÖAMTC auch Kfz-Prüfstellen in scharfer Konkurrenz zum TÜV und der DEKRA - kombiniert mit Werkstatt für Reparaturen und Kundendienstarbeiten.
Immerhin läuft dieses ÖAMTC-Konzept seit Jahren höchst erfolgreich in Österreich.

Dieter Pramschüfer

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