Beleidigung - wo ist die Grenze ? "Verbrecherische Justiz" ?

Die Tageszeitungen in BAYERN überschlagen sich täglich mit der "Gruft" - Affäre.
Nun hat der zweite Strauß-Sohn Franz-Georg dem Ministerpräsidenten Stoiber im
Zusammenhang mit der "Gruft-Affäre" Untätigkeit vorgeworfen. Stoiber habe nichts
getan, um die öffentliche Vorverurteilung seines Bruders Max zu verhindern,
sagte Franz-Georg gestern (27.1.2004) dem Deutschland-Radio-Berlin. Er stelle
sich vor, "die Familie Stoiber würde in zehn Jahren das erleiden, was mein
Bruder erleidet, und sein Amtsnachfolger würde da nichts tun. Ich weiß nicht, ob
er da ruhig bleiben könnte", sagte Franz-Georg Strauß. Außerdem attackierte er
die Justiz: Es gebe "klare Indizien, dass die bayerische Justiz hier schon fast
verbrecherische Verhaltensweisen gezeigt" habe. usw......

Dieser "Ausfall" ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

Als "verbrecherische Justiz" hat seit dem Fall "1000-jähriges Reich + Freisler"
keine derartige Bezeichnung in Deutschland mehr stattgefunden ?
Wenn auch in BAYERN eine etwas "derbere" Ausdrucksweise zweifelsohne schon fast
zur bayerischen Tradition gehört, so scheint es nun jedoch zur Sache zu gehen ?

Hieraus kann vermutet werden, dass der fehlende "Eingriff" Stoibers davon zeugt,
dass möglicherweise Stoiber die "unabhängige" Justiz doch nicht im Griff hat ?
Oder möglicherweise Stoiber damit rechnet, dass es mittelfristig nicht mehr zu
verhindern ist, dass die WAHRHEIT ans Tageslicht kommt ?
Wann z.B. taucht der verschwundene ehemalige FJS-Mitarbeiter Holger Pfahls auf ?

Das Argument der Staatsanwaltschaft ist zugegebenermaßen aus der Sicht von Max
Strauß mehr als fadenscheinig, weil hier ja behauptet wird, dass wg. eines alten
und verfehlten Kanada-Grundstücks-Spekulationsgeschäftes von FJS (5 Mio. DM)
Jahre später den "Strauß-Erben" hier vom Rüstungslobbyisten Schreiber die
Millionen mit Zinsen "erstattet" worden sein sollen ?

Nachdem die Strauß-Tochter Monika inzwischen als Ministerin im Aufwind war, kann
es durchaus passiert sein, dass die "FJS-Erbengemeinschaft" die Schadenersatz -
Zahlung von Schreiber gar nicht mehr wollte ?
Als "Ehrenmann" also die Aussage Schreibers sogar stimmt, dass diese Gelder dann
posthum FJS der CSU zukommen lassen wollte ?

Was mich jedoch seit Jahren am meisten irritiert hat, woher hatte FJS über fünf
Mio. DM , um diesen Betrag in Kanada "hochspekulativ" zu riskieren ?
Die Ikone FJS ist in diesem Verfahren möglicherweise bereits am seidenen Faden ?
Befürchten einige eingeweihte Stellen ein CSU-Parteispenden-Skandalverfahren ?

Grundsätzlich ist diese "Beleidigung" deshalb auch verständlich, weil sich der
Eindruck aufdrängt, dass die Justiz sich wohl ziemlich sicher ist, dass Max
Strauß seine Unschuld nicht beweisen kann. Möglicherweise war Max Strauß nur ein
Mitwisser, der tatsächlich keinen Zugriff auf dieses Geld ausüben wollte.
Die Erfahrungen aus den Parteispendenskandalen der CDU sind ja "unvergessen" ?
Dass die Kinder von FJS das Andenken ihres Vaters bewahren und mögliche
Fehlverhalten vom "Organisationstalent FJS" wohl auch Ihnen niemals anzulasten
ist, bringt in diesen Fall m.E. eine bittere Note, einen sehr schlechten
Beigeschmack. Ich habe deshalb ein gewisses Verständnis für den Gedanken, die
"Toten" ruhen zu lassen. (Wer ohne Fehler sei, werfe den ersten Stein ?)

Allerdings scheint es Zeugen zu geben, die von Herrn Schreiber gehört haben
wollen, dass Max Strauß als "Maxwell" öffentlich mehrfach bezeichnet worden sei?

Hierbei ist allerdings in Erinnerung zu rufen, dass es hier nicht um "Leben und
Tod" geht, wie z.B. bei einem Abschleppunternehmer aus Oberbayern, der sich auf
die BAB-Fahrbahn ohne StVO-notwendige Absicherung (Warndreieck + Warnleuchte) mit seinem LKW-Abschleppwagen stellt und hier dann tragischerweise zwei
Menschenleben ausgelöscht werden und dieser Abschleppunternehmer weiterhin sehr
zweifelhafte überbreite LKW-Abschleppwagen einsetzt und damit weitere
Verkehrsgefährdungen und Tote auslösen könnte.

Ein zweifelhaftes Verhalten der bayr. Justiz sollte man deshalb trotzdem nicht
als "fast verbrecherische Verhaltensweisen gezeigt" titulieren.

Dieter Pramschüfer info@iga-verein.de
 

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